12. März 2025
Evangelisch-katholische TelefonSeelsorge Saar feierte 50-jähriges Jubiläum: Seit 50 Jahren an der Seite der Ratsuchenden
Die Evangelisch-katholische TelefonSeelsorge Saar hat ihr 50-jähriges Jubiläum mit einem ökumenischen Festgottesdienst in der Ludwigskirche sowie einem anschließenden Empfang in der Staatskanzlei gefeiert.
Saarbrücken. Telefonklingeln hallt durch die Saarbrücker Ludwigskirche. Eine Frauenstimme erklingt aus dem Off: „Ich bin so schrecklich einsam.“ Die Antwort folgt ruhig, fast bedächtig: „Das hört sich schlimm an. Ich bin jetzt für Sie da.“ Es handelt sich um den nachgesprochenen Beginn eines Gesprächs, wie sie die Mitarbeitenden der Evangelisch-katholischen TelefonSeelsorge Saar zu tausenden jedes Jahr führen. 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr sind sie für Menschen da, die Hilfe suchen. Vor 50 Jahren wurde die Telefonleitung der Telefonseelsorge im Saarland freigeschaltet. Zahlreiche Mitarbeitende, Weggefährten und Förderer haben nun das Goldene Jubiläum mit einem Festgottesdienst in der Ludwigskirche gefeiert.
„Vielleicht sitzen Sie heute neben unbekannten Menschen“, sagte der evangelische Leiter der TelefonSeelsorge Saar, Pfarrer Volker Bier, bei seiner Begrüßung. Wenn dem so wäre, könnten sich alle ein Bild davon machen, was die Telefonseelsorge ausmache: „Wir sind durchmischt, aber auch aufeinander ausgerichtet“.
Die Mitarbeitenden seien für die Gespräche mit unbekannten Menschen ausgebildet und vorbereitet, aber nicht immer könne man auf alles gefasst sein, was komme, sagte Superintendent Christian Weyer vom Evangelischen Kirchenkreisverband An der Saar, der den ökumenischen Gottesdienst gemeinsam mit Monsignore Ottmar Dillenburg vom Bistum Trier zelebrierte. Das Ziel der Gespräche bei der Telefonseelsorge sei, dem Gegenüber zu vermitteln „Ich nehme dich wahr, ich nehme dich ernst.“ In einer Zeit, in der immer mehr Menschen keinen mehr fänden, der ein offenes Ohr habe, biete die Telefonseelsorge so einen Teil des offenen Ohres von Gott für die Menschen, führte Weyer in seiner Ansprache in der mit alten Telefonen dekorierten Kirche aus.
Beim anschließenden Empfang in der Staatskanzlei auf Einladung der Ministerpräsidentin Anke Rehlinger, Schirmherrin des Jubiläums, wurde auf die Anfänge der TelefonSeelsorge Saar zurückgeblickt.
Die TelefonSeelsorge Saar hat ihren Vorläufer im Programm des Saarländischen Rundfunks. Anfang der 1970er-Jahre gab es die Radiosendung „Saarbrücken 66232“, moderiert von Heinrich Kalbfuss, in der sich Menschen mit ihren Sorgen und Nöten telefonisch an den Moderator wenden konnten. Der immense Erfolg der Sendung machte den dringenden Bedarf niedrigschwelliger Beratungs- und Seelsorgeangebote öffentlich. Nachdem bereits 1971 die Telefonseelsorge als bundesweites Netzwerk etabliert worden war, lag die Gründung des saarländischen Ablegers durch die evangelische und katholische Kirche ein paar Jahre später nahe.
Am 10. März 1975 wurde die erste Schicht absolviert – mit einem Telefon und einem ökumenischen Team aus fünf Mitarbeitenden. Heute sind es gut 70 ehrenamtliche und vier hauptamtliche Menschen, die das Team der TelefonSeelsorge Saar bilden. Über 300 waren es in den fünf Jahrzehnten seit Gründung. Viele von ihnen sind an diesem Abend in der Staatskanzlei zum Goldjubiläum anwesend.
Ein einfacher Dienst ist es nicht. Dennoch halten viele ihrem Ehrenamt über lange Zeit die Treue. Auf die Frage in den Saal, wie viele der anwesenden Ehrenamtlichen mehr als 20 Jahre Dienst getan haben oder noch tun, gehen an die 20 Hände in die Höhe. Einer von ihnen, nennen wir ihn Josef, ist sogar schon von Beginn an, seit 50 Jahren, im Team der Telefonseelsorge aktiv. Im Rahmen der Feierstunde wird Josef für sein langjähriges Engagement mit der Ehrennadel der Telefonseelsorge ausgezeichnet. Er möchte anonym bleiben, wie er seinen Dienst in all den Jahren auch versehen hat.
Lob und Wertschätzung für die derzeitigen und früheren Mitarbeitenden wurde in der Staatskanzlei großzügig verteilt. Die Bedeutung der Telefonseelsorge könne gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, stellte Staatssekretärin Bettina Altesleben vom saarländischen Sozialministerium heraus, die die Gäste stellvertretend für die Ministerpräsidentin begrüßte. Seit 50 Jahren werde unverzichtbare Arbeit geleistet. Denn: „Wenn niemand ran gehen würde, wäre die Welt eine andere und sie wäre ärmer, als sie jetzt ist“, sagte Altesleben. Die Mitarbeitenden der Telefonseelsorge setzten mit ihrem Dienst jeden Tag ein Zeichen für Mitmenschlichkeit in der Gesellschaft.
Die TelefonSeelsorge Saar ist nicht nur ein wertvolles Beispiel für Unterstützung von Menschen in schwierigen Lebenslagen, sie ist auch ein Vorbild für gelungene Zusammenarbeit der beiden großen Kirchen. Es sei ein großer Segen, dass die Kirchen in ökumenischer Verbundenheit diesen wichtigen Dienst anbieten könnten, betonte Mechthild Schabo, Leiterin der Abteilung Kirchenentwicklung und Seelsorge im Bistum Trier. „Die Telefonseelsorge gibt Zeugnis davon, wo wir in der Nachfolge Christi da zu sein haben – an der Seite der Menschen, bei denen, die Rat suchen“, so Schabo. Das sei nur möglich, weil es Menschen gebe, die auch sonntags und nachts zuverlässig zum Dienst am Telefon kämen.
Die Probleme der Menschen am Telefon lösen, das konnten und können die Mitarbeitenden der TelefonSeelsorge Saar oft nicht. Das ist aber auch nicht der Anspruch des Angebots. Und so ist denn auch ein häufiger Satz am Ende eines Gesprächs: „Sie haben mir zugehört und dafür danke ich Ihnen.“
Hintergrund
Die Telefonseelsorge ist in Deutschland durch über 100 Stellen, bundesweit, 24 Stunden, gebührenfrei und anonym unter der Telefonnummer 0800 111 0 111 erreichbar.
Bei der Evangelisch-katholischenTelefonSeelsorge Saar engagieren sich über 70 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die 24 Stunden, rund um die Uhr seelsorgerliche Gespräche am Telefon anbieten. Für diese Aufgabe werden sie über ein Jahr lang sorgfältig ausgebildet. Vier hauptamtliche Kräfte (zwei Diplom-Psychologinnen, ein Diplom-Psychologe und ein evangelischer Pfarrer) begleiten die Beratungen am Telefon, die Mail- und Chat-Beratung, unterstützen die ehrenamtlich Mitarbeitenden und bieten persönliche Gespräche in der Beratungsstelle an.
www.telefonseelorge-saar.de